Rede von Kardinal Müller bei der Präsentation des Buches «Herr bleibe bei uns» von Kardinal Sarah

Man möchte angesichts der epochalen Krise der abendländischen Kultur und der inneren Zerrissenheit in der Kirche den Verantwortlichen mit dem hl. Paulus zurufen: «Ich ermahne euch also, kraft der Barmherzigkeit Gottes, euren Leib als lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer darzubringen- als euren geistigen Gottesdienst. Und gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern lasst euch verwandeln durch die Erneuerung des Denkens, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene.» (Röm 12, 1f). … Bemerkung: Diese Zitate stammen von kath.net-Beiträgen, siehe bei den Quellenangaben unten.
Die Kirche ist nicht eine von Menschen begründete Stiftung, die das Erbe eines großen Helden der Vergangenheit verwaltet und den Zeitgenossen leicht verdaulich anbietet. Sie ist in Christus – dem Fleisch gewordenen WORT Gottes – das heilsnotwendige «Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit.» (Lumen gentium 1;14). Wir können daher der Kirche nicht mit weltlichen Beratungsagenturen helfen oder sie unter Einsatz von vielen Millionen Euros wie ein wirtschaftliches Unternehmen vor dem Konkurs retten oder wie eine politische Partei mit einem auf die jungen Wähler zugeschnittenen Programm modernisieren, statt in tausend Gebeten, die Gnade der Bekehrung für uns selbst und unsere Nächsten zu erflehen (siehe Quellenangabe).
Der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation übte anschließend Kritik an der einseitigen Themenbesetzung durch Vertreter der Kirche. „Die zentralen Themen der Kirche sind nicht Umweltschutz, Migrationspolitik, Machtpositionen für Laien. Die Kirche ist keine NGO, die sich die Agenda der glaubensfeindlichen Ideologien zu eigen machen könnte. Die Wege der Neuevangelisierung können nicht sein: Relativierung der Gebote Gottes, die Abschaffung der Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe und die Auflösung ihrer natürlichen Substanz als ausschließliche Gemeinschaft von Mann und Frau, die Erweiterung der Ausnahmen vom priesterlichen Zölibat, so als ob man die Berufung Gottes und das Charisma der Ehelosigkeit um des Reiches Gottes willen -nach pragmatischen Gesichtspunkten- regional «lockern» könnte.“
Der Kardinal sprach dann anschließend von der der Diktatur des Relativismus. Dabei werden Andersdenke als Feinde des Volkes, des Fortschritts und der Emanzipation gnadenlos bekämpft, als Konservative dämonisiert und mit verbaler und brachialer Gewalt terrorisiert. „Die westliche Demokratie muss auf der Unveräußerlichkeit der Menschenrechte basieren und nicht auf dem Relativismus der Werte, sonst gleitet sie ab in eine totalitäre Gesinnungsdiktatur der political correctness (pensiero unico).“

Kritisch sieht Müller Staaten, die das Beichtgeheimnis aufheben, da sie damit schwer gegen die Menschenrechte verstoßen. „Die kollektive Diffamierung der katholischen Priester als Berufsgruppe und die tagtägliche Verletzung ihrer Persönlichkeitsrechte in Presse, Film und Fernsehen wird dagegen unter dem Vorwand der Meinungsfreiheit straffrei gestellt.“
Kritik übte der Kardinal dann auch an kirchlichen Dokumenten und Programmen mit Reform-Ideen, die die Kirche wieder näher an den Menschen bringen wollen und das Ziel haben, die Kirche glaubwürdiger zu machen, die aber bewusst den Namen Gottes vermeiden. „Die verkauften Kirchen, die in ihrer äußeren Hülle noch vom verlorenen Glauben an den lebendigen Gott künden, sind innen umgewandelt in Konzertsäle, Discotheken, Gourmettempel, Museen, Ossarien. Es ist das verräterische Symbol dafür, dass man die Sendung der Kirche innerlich aufgegeben hat, wenn man die kirchliche Infrastruktur verfallen lässt, Kirchen abreißt, Klöster und Priesterseminare schließt, die Trägerschaft von Kindergärten, Krankenhäusern, kirchlichen Hochschulen und theologischen Fakultäten aufgibt oder die Katechese und Predigt zu Unterhaltungsprogrammen umfunktioniert. Und es ist nur traurig und erschütternd, wenn Priester und Ordensleute sich in einem weltlich-bürgerlichen Lebensstil gefallen oder sich dabei gar noch für up to date halten. Wenn man die Identität aufgibt, kann man nicht auf mehr Relevanz hoffen. » Wenn das Salz schal geworden ist… taugt es zu nichts mehr, außer dazu, dass es weggeworfen und von den Menschen zertreten wird.» (Mt 5, 13)“
Weitere Hinweise und Quellen
- Glaubenskrise im 21. Jahrhundert: Ursachen und Auswege – Weihbischof Athanasius Schneider (YouTube von Kirche in Not)
- Kardinal Woelki: „Demokratisierung des Glaubens wäre das Ende der Kirche“ (kath.net)
- Die Internationale Theologenkommission – Geschichte der Kirche (Benedikt XVI. im kath.net)
- Kurienkardinal Ouellet: «Viri probati» lösen Priestermangel nicht (kath.net)
- Aber ein Notstand ist nicht der liebe Gott! (kath.net)
- Die Kirche scheint vom Geist des Atheismus durchdrungen (kath.net)
- Die Kirche scheint vom Geist des Atheismus durchdrungen (YouTube)
- 4 Fäuste für ein Halleluja (kath.net)
- Kardinal Sarah: Ämter für Frauen, Weihe von viri probati wäre Bruch
- Kardinal Sarah: ‚Westliches Denken’ ist Revolte gegen Gott
- Kurienkardinal Sarah: „Eine Beleidigung Gottes und seines Planes für die Kirche“
- Kurienkardinal Sarah: „Jesus hat niemals Bischofskonferenzen ins Leben gerufen“
- Franziskus rüffelt Kardinal Sarah in offenem Brief (Kirche+Leben Netz)
- Jesus Christus ist Sieger über Sünde und Tod und über den Relativismus!
- Benedikt XVI., die Ehe und das Priestertum: MP3 von Radio Horeb, Spiritualitätssendung vom 27. September 2014 über spirituelle Impulse aus der Theologie vom em. Papst Benedikt XVI. Referent ist Prof. Dr. Christoph Ohly, Mitglied im neuen Schülerkreis von Joseph Ratzinger. (Weitere Sendungen zum Thema siehe iFIT Kirchenportal 2011-2017 => Linkothek)
- Das dreistufige Weiheamt muss eine Einheit bleiben (Gemeinschaft v. hl. Josef )
- Kardinal Müller: „Es gibt keine Alternative zu Christus“ (Die Tagespost)
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