Total orientierungslos im Chaos der Gefühle und Gedanken

Mt 6, 33: "Suchet vielmehr zuerst das Reich und seine Gerechtigkeit, und all das wird euch dreingegeben werden."

Rede von Kardinal Müller bei der Präsentation des Buches «Herr bleibe bei uns» von Kardinal Sarah

Man möchte angesichts der epochalen Krise der abendländischen Kultur und der inneren Zerrissenheit in der Kirche den Verantwortlichen mit dem hl. Paulus zurufen: «Ich ermahne euch also, kraft der Barmherzigkeit Gottes, euren Leib als lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer darzubringen- als euren geistigen Gottesdienst. Und gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern lasst euch verwandeln durch die Erneuerung des Denkens, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene.» (Röm 12, 1f). … Bemerkung: Diese Zitate stammen von kath.net-Beiträgen, siehe bei den Quellenangaben unten.

Die Kirche ist nicht eine von Menschen begründete Stiftung, die das Erbe eines großen Helden der Vergangenheit verwaltet und den Zeitgenossen leicht verdaulich anbietet. Sie ist in Christus – dem Fleisch gewordenen WORT Gottes – das heilsnotwendige «Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit.» (Lumen gentium 1;14). Wir können daher der Kirche nicht mit weltlichen Beratungsagenturen helfen oder sie unter Einsatz von vielen Millionen Euros wie ein wirtschaftliches Unternehmen vor dem Konkurs retten oder wie eine politische Partei mit einem auf die jungen Wähler zugeschnittenen Programm modernisieren, statt in tausend Gebeten, die Gnade der Bekehrung für uns selbst und unsere Nächsten zu erflehen (siehe Quellenangabe).

Der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation übte anschließend Kritik an der einseitigen Themenbesetzung durch Vertreter der Kirche. „Die zentralen Themen der Kirche sind nicht Umweltschutz, Migrationspolitik, Machtpositionen für Laien. Die Kirche ist keine NGO, die sich die Agenda der glaubensfeindlichen Ideologien zu eigen machen könnte. Die Wege der Neuevangelisierung können nicht sein: Relativierung der Gebote Gottes, die Abschaffung der Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe und die Auflösung ihrer natürlichen Substanz als ausschließliche Gemeinschaft von Mann und Frau, die Erweiterung der Ausnahmen vom priesterlichen Zölibat, so als ob man die Berufung Gottes und das Charisma der Ehelosigkeit um des Reiches Gottes willen -nach pragmatischen Gesichtspunkten- regional «lockern» könnte.“

Der Kardinal sprach dann anschließend von der der Diktatur des Relativismus. Dabei werden Andersdenke als Feinde des Volkes, des Fortschritts und der Emanzipation gnadenlos bekämpft, als Konservative dämonisiert und mit verbaler und brachialer Gewalt terrorisiert. „Die westliche Demokratie muss auf der Unveräußerlichkeit der Menschenrechte basieren und nicht auf dem Relativismus der Werte, sonst gleitet sie ab in eine totalitäre Gesinnungsdiktatur der political correctness (pensiero unico).“

Immer mehr Staaten wollen das Beichtgeheimnis nicht mehr gelten lassen. Die Hilfe der Märtyrer des Beichtgeheimnisses tut not.

Kritisch sieht Müller Staaten, die das Beichtgeheimnis aufheben, da sie damit schwer gegen die Menschenrechte verstoßen. „Die kollektive Diffamierung der katholischen Priester als Berufsgruppe und die tagtägliche Verletzung ihrer Persönlichkeitsrechte in Presse, Film und Fernsehen wird dagegen unter dem Vorwand der Meinungsfreiheit straffrei gestellt.“

Kritik übte der Kardinal dann auch an kirchlichen Dokumenten und Programmen mit Reform-Ideen, die die Kirche wieder näher an den Menschen bringen wollen und das Ziel haben, die Kirche glaubwürdiger zu machen, die aber bewusst den Namen Gottes vermeiden. „Die verkauften Kirchen, die in ihrer äußeren Hülle noch vom verlorenen Glauben an den lebendigen Gott künden, sind innen umgewandelt in Konzertsäle, Discotheken, Gourmettempel, Museen, Ossarien. Es ist das verräterische Symbol dafür, dass man die Sendung der Kirche innerlich aufgegeben hat, wenn man die kirchliche Infrastruktur verfallen lässt, Kirchen abreißt, Klöster und Priesterseminare schließt, die Trägerschaft von Kindergärten, Krankenhäusern, kirchlichen Hochschulen und theologischen Fakultäten aufgibt oder die Katechese und Predigt zu Unterhaltungsprogrammen umfunktioniert. Und es ist nur traurig und erschütternd, wenn Priester und Ordensleute sich in einem weltlich-bürgerlichen Lebensstil gefallen oder sich dabei gar noch für up to date halten. Wenn man die Identität aufgibt, kann man nicht auf mehr Relevanz hoffen. » Wenn das Salz schal geworden ist… taugt es zu nichts mehr, außer dazu, dass es weggeworfen und von den Menschen zertreten wird.» (Mt 5, 13)“

Weitere Hinweise und Quellen

Rebellion gegen den Himmel – Kommunionhelfer und die Handkommunion – Gespräch mit Kardinal Robert Sarah

By Louis A. Venetz

Dipl. Ing. FH in Systemtechnik