Aus der Bistumsleitung von Bischofsvikar Christoph Casetti, Bistum Chur († 9. Februar 2020)
Es kommt öfters vor: Ein Familienvater verlässt nach 20 Ehejahren seine Frau und seine Kinder, weil er mit seiner jungen Sekretärin ein neues Leben beginnen will. Kaum jemand wird ihn dafür rühmen und sagen: Wie schön, dass er seinen Gefühlen folgt. Eher noch wird man sich und ihn daran erinnern, dass er vor 20 Jahren seiner Frau die Treue versprochen hat. Ja, der Mensch kann im Unterschied vom Tier sich auf Zukunft hin verpflichten. Versprechen haben eine stark bindende, normative Kraft. Seine Versprechen zu halten, gilt als ein wichtiges moralisches Prinzip. Versprochen ist versprochen und wird nicht gebrochen – sagt schon der Kindermund. Natürlich müssen Versprechen freiwillig sein.
Ein Pfarrer verlässt seine Gemeinde, weil er mit einer Frau zusammen leben will. Und allenthalben wird gesagt und geschrieben: Wie schön, dass er seinen Gefühlen folgt. Ja, er wird für seine mutige Entscheidung gelobt und die Kirche getadelt, die diesen Schritt ablehnt. Dabei wird vergessen: Die Kandidaten versprechen vor der Priesterweihe freiwillig und öffentlich, ihren Dienst in einem ehelosen Leben auszuüben. Man kann dafür oder dagegen sein, dass die katholische Kirche nur Männer weiht, welche zu diesem Versprechen bereit sind. Es gibt andere Berufungen und Berufe in der Kirche, welche mit der Ehe vereinbar sind.
Was für das Eheversprechen gilt, das sollte auch für das Versprechen der Priester gelten. Beide sind sehr kostbar. Beide wollen die treue Liebe Gottes zu den Menschen erfahrbar machen. Immer wieder vergleicht die Bibel die Treue Gottes zum Menschen mit der Ehe. Aber auch für das Verhältnis des ehelosen Priesters zu seiner Kirche ist das Treueversprechen bedeutungsvoll.
Aus Infoblatt, September 2018, Seite 1, Diözese Chur