Amtsträger in der Kirche wollen Relativismus, Protestantismus und «eine andere Kirche»

Interview mit Weihbischof Schneider, Hohenfurth, Tschechien, 10. Juni 2018

Amtsträger in der Kirche wollen Relativismus, Protestantismus und «eine andere Kirche»

Marcellus: Exzellenz, danke dass Sie gekommen sind. Können wir mit einem Gebet beginnen?

Bischof Athanasius: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Komm Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe. Sende aus deinen Geist und alles wird neu geschaffen und du wirst das Angesicht der Erde erneuern. Lasset uns beten: O Gott, du hast die Herzen deiner Gläubigen durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes gelehrt, gibt dass wir in demselben Geist das, was recht ist, erkennen und seines Trostes uns allezeit erfreuen, durch Christus unseren Herrn. Amen. Maria, du Sitz der Weisheit, bitte für uns. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Marcellus: Exzellenz, die Parteilinie in der Kirche lässt sich gegenwärtig so zusammenfassen: es gibt einen dogmatischen Relativismus, liturgischen Minimalismus und moralischen Laxismus. Dieses Programm hat die Anglikaner und die Protestanten an den Abgrund geführt. Warum gehen wir auch diesen Weg?

Bischof Athanasius: Ja, das ist eben die Frage, warum wir gleich den gleichen Weg gehen. Ich denke, dass diejenigen, die heute in der Kirche, ich meine die Amtsträger, die diesen Weg forcieren oder unterstützen, wohl wissend, zu welchem Ergebnis so ein Relativismus, Laxismus und Minimalismus bei den Anglikanern und bei den Protestanten geführt hat, also diese katholischen Amtsträger, wohl wissend wohin das geführt hat, dass sie das dennoch fördern und wollen, nach meinem Dafürhalten kann ich das nur so erklären, dass die das wollen, dass die ebenso einen Relativismus bejahen und wollen, das heißt sie wollen eben eine andere Kirche mit solchen Merkmalen, das vielleicht aus innerer Überzeugung und damit ist es ja nicht mehr die Haltung des katholischen Glaubens, eines katholischen Priesters oder Bischofs.

Marcellus: In der Orthodoxie würde sich ein Patriarch nicht anmaßen, den Glauben oder die Liturgie anzutasten. In der katholischen Kirche hat man ein bisschen das Gefühl, dass Glaube und Liturgie in der Hand derjenigen Person sind, die gerade auf dem Papstthron sitzt. Ist ein Papst Herr über den Glauben?

Bischof Athanasius: Sicherlich nicht! Der heilige Paulus sagt ja, wir sind nicht Herren des Glaubens. Der Papst ist der erste Diener des Glaubens und aller Gläubigen, wie sein Titel auch heißt, der überlieferte Titel des Papstes „Servus servorum dei“, Diener der Diener Gottes. Und der Papst ist eigentlich der erste, der gehorsam sein muss [gegenüber] allen Glaubenswahrheiten, der ganzen Überlieferung, auch der liturgischen Überlieferung, der großen Disziplin der Kirche. Er muss sozusagen das Beispiel sein in der ganzen Kirche, weil er ja der erste Diener ist und ihm hat der Herr, also dem Petrus und seinen Nachfolgern, ja diese entscheidende, schwerwiegendste Aufgabe in der Kirche übertragen, über die Reinheit des Glaubens zu wachen und diesen Glauben rein, so wie er ihn erhalten hat, von allen seinen Vorgängern, angefangen vom Apostel Petrus, von allen seinen Vorgängern, dass er diesen Glauben so rein weitergibt und an ihm nichts ändert, nichts hinzufügt, was irgendwie nicht übereinstimmen würde mit dem ständigen Lehramt der Kirche, mit der ständigen Überlieferung über 2000 Jahre hinweg, sei es auf dem Gebiet der Lehre oder der Liturgie oder des moralischen Lebens oder der Disziplin der Kirche. Somit sollte der Papst, das ist seine eigentliche Aufgabe, und dann die Brüder und alle gläubigen Brüder, das sind zunächst mal die Bischöfe und dann alle Gläubigen im Glauben stärken, wie Jesus Petrus das aufgetragen hat. Es gibt ein Beispiel von Pius IX. und man hatte damals eine Gruppe von Bischöfen und Priestern den Papst den Vorschlag gemacht, er möge doch den heiligen Josef, den Namen des heiligen Josef in den Kanon der Messe einfügen, weil Pius IX. war sehr großer Josefsverehrer, er hat ja auch den heiligen Josef 1870 zum Schutzpatron der Kirche ausgerufen und somit haben diese Bischöfe gemeint, er werd ihn sicherlich freundlich aufnehmen, so einen Vorschlag und er habe geantwortet auf diesen Vorschlag: „Ich bin ja nur der Papst, ich kann das nicht und ich bin nur der Papst“. Und ich denke diese Antwort „ich bin nur der Papst“ sollten die Päpste stets bewahren und vor allem in unserer Zeit, wo eigentlich die herrschende öffentliche Meinung und die sogenannte Kultur, die weltliche, zutiefst geprägt ist vom Relativismus und von der Unsicherheit.

Marcellus: In der Kirche heute sind die Spaltungen nicht weniger deutlich als in der Reformation. Haben Kardinal Burke und Kardinal Kaspar oder Kardinal Marx oder Kardinal Müller noch denselben Glauben und warum sollte unsere Kirche heute ein anderes Schicksal nehmen als jene der Reformation?

Bischof Athanasius: Also nach den Aussagen dieser von ihnen zitierten Kardinäle, zumindest nach den öffentlichen Aussagen, muss man schließen, dass diese Kardinäle nicht mehr den gleichen Glauben haben, weil einige treten unter ihnen offensichtlich und offen für dinge ein, die mit dem katholischen Glauben nicht mehr vereinbar sind und somit haben wir diese traurige Situation, dass in der Kirche, wo alle, an erster Stelle die Bischöfe, geeint sein müssen im Glauben und in der ständigen Überlieferung der Kirche, der unveränderlichen, dass die in der in der Öffentlichkeit sogar ihre Spaltung zeigen und da ist natürlich in dieser Situation der Papst aufgerufen als erster die Bischöfe, Kardinäle und die Gläubigen im Glauben zu stärken, weil der Papst ja das Prinzip der Einheit und der Bezugspunkt der Einheit in der Kirche ist und hier wäre der Papst aufgerufen, deutlich und klar öffentlich diese Differenzen zu Recht zu stellen durch sein Wort, durch ein lehramtliches Wort, welches den überlieferten Glauben bestätigt. Und wir sehen ja heute, dass solche Forderungen und Wünsche in der Kirche sich breit machen und sogar gefördert werden, sei es von Kardinälen, Bischöfen und Priestern, welche in der Tat mit dem Protestantismus übereinstimmen, mit diesen Forderungen, die Luther damals erhoben hat und die anderen Reformatoren, das heißt, es ist in der Tat eine starke Protestantisierung im Gange, die wir jetzt erleben aber nicht nur jetzt, seit einigen Jahren, sondern seit Jahrzehnten schon in der Kirche.

Marcellus: Konservative und liberale Theologen sind sich darin einig, dass die alte die neue Messe derselbe Ritus sei. Warum wird die alte Messe so stark bekämpft, wenn es am Ende das Gleiche ist?

Bischof Athanasius: Ja das ist eben die Frage und damit, wenn diejenigen, die behaupten, dass es der gleiche Ritus ist, die alte Messe sozusagen und die neue, und gleichzeitig die alte Messe sogar bekämpfen und kategorisch ablehnen, damit beweisen sie selber, dass es nicht der gleiche Ritus ist, sonst würden sie das annehmen. Ich habe in Brasilien mal ein Erlebnis gehabt, ein Mädchen, das in einem Internat lebt und in die Schule geht, bei Schwestern, die den überlieferten Ritus haben und wo die Schülerinnen jeden Tag mit den Schwestern an der überlieferten Messe teilnehmen. Und dieses Mädchen, das vielleicht sieben oder acht Jahre war, ging dann in den Ferien zu ihrer Oma in ein Dorf und dort war eben nur die neue Messe gefeiert worden, mit allen diesen Merkmalen, wie wir sie heute kennen, die neue Messe zum Volk, stehende Kommunion, nur Handkommunion und viele Kommentare und Frauen am Altar, Lesung und Kommunionausteilung und dann solche Folklorelieder teilweise und so weiter. Also so eine Art Gottesdienst, es waren keine offensichtlichen Missbräuche, aber dieser Stil, der heute eigentlich nicht zu den Missbräuchen zählt, sondern sogar von den kirchlichen Normen erlaubt ist, sozusagen, also so eine neue Messe hat dieses Kind dann mal erlebt mit der Oma. Und nach dieser Sonntagsmesse, dieser neuen, gingen sie hinaus und dann hat das Kind in aller Unschuld gefragt: „Oma, wann gehen wir in die Messe?“ Das war die Antwort eines unschuldigen Kindes, das keine Vorurteile hatte. Es war einfach in einem Internat gewohnt, diese fromme und ehrfürchtige Feier der überlieferten Messe, vor allem auch die äußere Gestalt, Hinwendung zum Herrn, zum Tabernakel und so weiter, dass das Kind in aller Unschuld gefragt hat, wann gehen wir zur Messe. Und ich denke, dass so eine Antwort eines Kindes – Gott spricht ja auch durch die unschuldigen Kinder zu uns – sollte denen, die heute in der Kirche die überlieferte Messe ablehnen oder bekämpfen, zu bedenken geben. Somit sind es in der Tat sicherlich zwei verschiedenen Riten, das ist offensichtlich, das kann niemand leugnen und man sollte die neue Messe sicherlich schrittweise wieder so bereichern, dass sie auch – äußerlich gesehen – der überlieferten heiligen Messe wieder ähnlich wird. Und damit hätten wir dann den gleichen Ritus vielleicht mit zwei verschiedenen kleineren Varianten. Aber das war früher in der Kirche immer üblich, der Ritus soll ja den ständigen Glauben, den unveränderlichen Glauben aller Generationen, die vor uns gelebt haben, im Ritus deutlich zum Ausdruck bringen. Und das tut natürlich die überlieferte Form der heiligen Messe viel deutlicher. Man sollte sie deswegen nicht die „außerordentliche“ Form nennen, weil sie ja in der Kirche die ständige Form der Messe war, die ständige, die konstante Form der Liturgie, die überlieferte und die ältere Form, die nicht nur über Jahrzehnte oder Jahrhunderte, mehr als ein Jahrtausend lang geprägt hat, geformt hat und damit bewiesen hat, was für eine große geistige Kraft und Nutzen und Wirkung diese Form der heiligen Liturgie und Messe gehabt hat. Und somit sollte eben die neue Form der Messe, also die neue Messe, wie man sagt, wieder in allen wesentlichen Elementen zurückgeführt werden, zur überlieferten Form, dann haben wir eben die Einheit auch  im Glauben und in der Liturgie und dann hätten wir keine Verfolgungen mehr jener Gläubigen, die noch die überlieferte Form lieben und feiern. Und das wünsche ich mir.

Marcellus: Mit «Amoris laetitia» sehen wir dasselbe wie mit der Messe. Man sagt uns, die Ehe bleibt unverändert aber gleichzeitig duldet man langsam die Zweitehe und wiederverheiratete Ehe. Ist das nicht pharisäisch, das eine zu sagen und das andere zu tun?

Bischof Athanasius: Natürlich das ist pharisäisch. Das hatte ja der Herr bei den Schriftgelehrten und Pharisäern beanstandet, dass die nach außen etwas tun und innen eine andere Gesinnung haben oder innen etwas tun und anderes nach außen anders sich verhalten. Das ist typisch pharisäisch. Und dann konkret: in der ersten Jahrhunderten gab es diese große Häresie, die auch in die Kirche eingeschlichen war, den Gnostizismus, die Gnosis. Und das war ein Grundpfeiler der Gnostiker, die Trennung zwischen dem, was man glaubt oder was man denkt, und dem, was man tut in der Praxis. Das war nicht nur eine Eigenschaft, das war ein Grundpfeiler  der Identität der Gnostiker. Das haben die gerechtfertigt diesen Gegensatz, der wurde sogar legitimiert durch ihre Theorien, die sie aufgestellt haben. Somit hatten wir schon solche Beispiele und dagegen haben sich ja auch die Predigt der Apostel und ihre Lehre gewendet, vor allem der heilige Paulus, so oft schreibt er und ermahnt die Gläubigen, so wie sie innen glauben und denken, so auch zu leben. Unser Herr hat das ja schon gesagt, unser Herr hat gesagt, derjenige liebt mich, der meine Gebote hält, hält, nicht nur der meine Gebote kennt oder an sie glaubt. Oder der Herr hat er auch dieses Gleichnis gesagt: Nicht jeder, der Herr, Herr sagt, kommt in das Himmelreich, sondern den Willen meines Vaters tut, also da war die Betonung auf das Tun. Oder wo er gesagt hat, an jenen Tagen werden viele kommen und sagen, Herr, ich habe doch in deinem Namen gepredigt, also die Lehre verkündet und sogar Wunder gewirkt, und er wird dann sagen: Ich kenne euch nicht, weichet von mir Übeltäter, also Täter, ihr habt Schlechtes getan. Und dann natürlich die große Stelle, die eigentliche im neuen Testament, die gegen diese Theorie ist, die sie angesprochen haben, die Auslegung und die Anwendung von der «Amoris laetitia» ist natürlich, die Aussage der Heiligen Schrift im Jakobusbrief: Der Glaube ohne Werke ist tot, was nützt dir der Glaube an der Unauflöslichkeit der Ehe oder die Predigt, wenn du in der Tat, durch deine Tat sie verleugnest durch Zweitheirat, und noch schlimmer, was nützt es dir Bischof, Kardinal oder Priester, wenn du behauptest, du glaubst an die Unauflöslichkeit der Ehe, aber die Zweitehe, und letztlich den Ehebruch, das ist ja keine Heirat, das ist keine Heirat, es gibt nur eine Heirat, keine gültige Ehe, die haben sie gehabt, diese leben in einer ungültigen Verbindung, im Ehebruch. Wenn man das so echt und konkret formuliert, dass sie diesen Menschen, dass sie diese Menschen sogar noch in ihrer Handlung gegen das Gebot Gottes bestärken und sie somit in eine große Gefahr bringen, diese Menschen die in einer Zweitverbindung leben und dann zur Kommunion sogar dürfen, durch diese irrige Auslegung von dem «Amoris laetitia», die praktische Anwendung. Auch meine ich, dass diese Menschen, dass diese Priester und Bischöfe diese Menschen in Gefahr stellen, dass sie einmal diese Worte von Jesus hören werden im Gericht: „Ich kenne euch nicht, ihr hat nicht den Willen meines Vaters getan, ihr habt sie gekannt, ihr habt gewusst, dass die Ehe unauflöslich ist ihr habt ja so gesagt“. Und somit sehe ich diese irrige und gefährliche Anwendung und Auslegung von der «Amoris laetitia» eine große Gefahr für das Seelenheil der Menschen und eine enorme Verantwortung derjenigen in der Kirche, die das fördern und solche Normen herausgeben. Sie werden sogar noch viel strenger bestraft als diejenigen, die das tun, weil die Hirten in der Kirche, die müssen das wissen. Und in diesem Fall bestärken sie die Gläubigen noch, gegen den Willen Gottes zu leben, und geben ihnen einen Freibrief sozusagen eine Belohnung sogar noch durch Kommunion für diese Lebensweise ,damit werden sie sicherlich vom Herrn sehr streng  gerichtet und das ist kein Kinderspiel, jetzt können sie vielleicht lachen und sagen: „das ist eigentlich eine Bagatelle, man sollte Menschen entgegenkommen“ und dafür ernten sie Beifall diese Bischöfe, die solche Normen herausgeben, von der Welt natürlich Beifall, aber dann, wenn sie über das vor einer Richterstuhl Gottes kommen, dann werden sie keinen Beifall mehr hören, da wird kein Beifall mehr sein, dann werden sie armselig vor dem Richterstuhl Gottes stehen und sagen, hätte ich doch das nicht getan, hätte ich doch gehört auf die Stimmen vieler guter Gläubigen oder manche Mitbrüder und Priester, die mich gewarnt haben, „bitte nicht solche Normen herausgeben, das schadet dem Seelenheil“, aber dann wird es zu spät sein, somit sind jene Kardinäle und Bischöfe und Priester, die ihre Stimme erhoben haben gegen diese gefährlichen und dem Seelenheil schadenden Normen von «Amoris laetitia», diese Stimme dieser Kardinäle, Bischöfe und Priester die sind ein Akt der Nächstenliebe, der brüderlichen Sorge auch für diese Kardinäle und Bischöfe, die diesen irrigen Weg und gefährlichen Weg gehen.

Marcellus: Sie haben in den letzten Jahren mehrere Bekenntnis, auch zur Ehelehre [oder Irrlehre?] und zum katholischen Glauben allgemein, mit anderen Bischöfen verfasst und herausgebracht. Der Vatikan hat diese Dokumente im Wesentlichen ignoriert. Braucht es weitere Erklärungen?

Bischof Athanasius: Ich meine das, was bisher veröffentlicht und erklärt wurde, ist an sich genügend, man kann nicht mehr dazu fügen. Wir haben nur die beständige Lehre der Kirche noch einmal wiederholt und bekannt, eigentlich damit, und wenn man deswegen Kritik erntet, wenn man das bekennt, was die Kirche 2000 Jahre bekannt hat, dann ist diese Kritik sicherlich unbegründet und so eine Kritik müsste eigentlich uns zur Ehre gereichen, weil wir ja nur das getan haben, was alle Apostel, Kirchenväter, alle Päpste und die Heiligen 2000 Jahre z.B. bezüglich der Ehe und der Familie gelehrt haben. … Forts. folgt.

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Weitere Hinweise und Quellen

By Louis A. Venetz

Dipl. Ing. FH in Systemtechnik