Pater Werenfried: Brückenbauer und Versöhnungstifter

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Der Gründer von «Kirche in Not» verstarb im Jahr 2003

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Pater-Werenfried ist der Gründer des internationalen Hilfswerks Kirche in Not

Inmitten der vielen Schreckensmeldungen gehen gute Nachrichten oft unter. An vielen Orten dieser Welt geht nämlich die Saat des Friedens und der Versöhnung vielfach auf. Pater Werenfried van Straaten, der Gründer des internationalen katholischen Hilfswerkes Kirche in Not, widmete sein ganzes Leben dem Dienst an der Versöhnung. Am 31. Januar vor vierzehn Jahren starb er. Oft fängt es mit einer Geste der Hilfe an. Pater Werenfried folgte dem Grundsatz: „Einer muss anfangen: Wir!“ Als ihn Papst Johannes Paul II. im Jahre 1991 darum bat, nach einem langen Leben als Brückenbauer nun auch Wege des Dialogs mit der Russisch-orthodoxen Kirche zu finden, war er Feuer und Flamme. Immerhin musste auch diese Kirche nach der jahrzehntelangen Verfolgungen nahezu bei Null anfangen. Diese Zahlen sprechen für sich: Von den rund 60.000 Gotteshäusern, in denen vor der Oktoberrevolution in Russland die Heilige Liturgie gefeiert wurde, waren zwanzig Jahre später nur noch 100 übrig. Und in den ersten beiden Jahren nach der Oktoberrevolution wurden 15.000 orthodoxe Priester getötet, mehr als 300 Bischöfe hingerichtet oder starben in Gefangenschaft. Nun, dieser orthodoxen Schwesterkirche nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes nicht nur mit schönen Worten, sondern auch mit Taten zur Seite zu stehen, nannte der «Speckpater», wie er auch genannt wurde, im Alter von fast 80 Jahren die „letzte und grösste Freude seines Lebens“.

Von der Ökumene der Märtyrer zur Ökumene der Solidarität

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Ein Kappellenboot in Russland

Die „Ökumene der Märtyrer“, das gemeinsame Bekenntnis der katholischen, orthodoxen und protestantischen Christen in den Straflagern und Gefängnissen der Sowjetunion, sollte nach der politischen Wende zur „Ökumene der Solidarität“ werden. Diese Ökumene der Solidarität hat reiche Früchte hervorgebracht. Aus diesen Aktionen sind zahlreiche Freundschaften und Initiativen entstanden. Die Hilfe blieb nicht einseitig, denn in Russland, wo katholische Christen nur eine kleine Minderheit ausmachen, können aufgeschlossene orthodoxe Geistliche wertvolle Helfer für die katholischen Gemeinden werden.

  • Hilfe bei der Ausbildung der neuen Priester
  • die „Kapellenboote“, die als schwimmende Kirchen auf den Flüssen Wolga und Don in Dörfer am Ufer gelangen, in denen es keine Gotteshäuser gibt
  • gemeinsame Medieninitiativen, die dazu dienten, Vorurteile abzubauen und die Gläubigen über die jeweils andere Kirche zu informieren
  • die Unterstützung der Gefängnisseelsorge sowie der Seelsorge für Drogenabhängige
  • die Unterstützung des ersten orthodoxen Hospizes für todkranke Kinder

Die Weiterführung dieses Engagements wurde von den jeweiligen Päpsten ausdrücklich gewünscht. Oft beruht gegenseitiges Misstrauen auf Unkenntnis und Vorurteilen, und so ist es wichtig, einander besser kennenzulernen, um aufeinander zugehen zu können.

Versöhnung ist keine Theorie sondern Konkretes

Mit den folgenden Worten will es der junge protestantische Pastor Vladimir Tatarnikov aus Weissrussland auf den Punkt bringen:

„Die Ökumene ist ein Werk des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist hat keine Hände und keine Füsse, also müssen wir Christen zu seinen Händen und Füssen in der Welt werden“.

Immer mehr Katholiken, Protestanten und Orthodoxe empfinden: dass Versöhnung keine Theorie, ist, sondern etwas Konkretes. Dass sie aus Worten besteht, die bewusst gesprochen werden, aus Taten, die Fakten schaffen, aus Schritten, die Menschen aufeinander zugehen. Und dass sie im letzten doch ein Geschenk Gottes ist. In vielen Ländern gibt es inzwischen gelungene ökumenische Initiativen. So findet beispielsweise in Lutsk im Nordwesten der Ukraine jedes Jahr eine ökumenische Benefizveranstaltung statt. Für die gemeinsame Feier bereiten Katholiken, Orthodoxe und Protestanten ein Programm mit Weihnachtsliedern, Theaterstücken und Tänzen vor. Der Erlös ist für Waisenkinder bestimmt. Das Programm wird im staatlichen Fernsehen übertragen. Dadurch, dass die Kirchen gemeinsam armen Kindern helfen, wird auch Menschen, die dem christlichen Glauben insgesamt fern stehen, ein gutes Beispiel gegeben.

In der Zentralafrikanischen Republik wurden Massaker verhindert

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Kurt Kardinal Koch trifft auf Metropolitan Hilarion (Alfeyev) der Russisch-Orthodoxen Kirche

„Nicht Kür sondern Pflicht“ nennt Kurt Kardinal Koch, der Präsident des Rates für die Förderung der Einheit der Christen, den Einsatz für die Ökumene. In manchen Ländern ist die Zusammenarbeit der verschiedenen Konfessionen und Religionen aber auch bittere Notwendigkeit, denn wo Hass herrscht, kann es Leben retten, wenn die Vertreter der Religionsgemeinschaften gemeinsam für Versöhnung und Frieden eintreten. Im Gewaltstrudel, in den die Zentralafrikanische Republik in den Jahren 2013/2014 immer tiefer hineingezogen wurde, waren es die vereinten Stimmen von katholischen, protestantischen und muslimischen Religionsführern, die gemeinsam gegen das Gesetz der Rache und für Versöhnung und Vernunft auftraten. Dem gemeinsamen Einsatz der Vertreter der Kirchen und Religionen ist es zu verdanken, dass mancherorts Massaker verhindert werden konnten, so wie beispielsweise in Bozoum, einer Stadt im Nordwesten des Landes, wo der italienische Karmelitenpater Aurelio Gazzera gemeinsam mit einem protestantischen Pastor und einem Imam im Januar 2014 durch intensive Friedensverhandlungen den Abzug der Séléka-Rebellen erreicht hat, als ein Massaker mit Hunderten Toten zu befürchten war.

Alle Anliegen immer im Vertrauen auf Gottes Kraft

Immer notwendiger wird die Zusammenarbeit auch angesichts der sich ausbreitenden Verfolgung von Christen. Papst Franziskus sagte im Dezember 2013 in einem Interview mit der italienischen Zeitung „La Stampa“, angesichts der Verfolgung von Christen habe für ihn „die Ökumene Priorität“, denn „in manchen Ländern töten sie Christen, weil sie ein Kreuz tragen oder eine Bibel besitzen. Und bevor man sie tötet, wird nicht gefragt, ob sie Anglikaner, Katholiken, Lutheraner oder Orthodoxe sind. Das Blut ist gemischt.» Dass alle eins sein mögen, war der Wunsch Jesu. Pater Werenfried hat stets auf die Kraft Gottes vertraut, die die Herzen der Menschen füreinander öffnet. Das Anliegen, Brücken zu bauen und Versöhnung zu stiften, war die grosse Aufgabe seines Lebens. Dazu den ersten Schritt zu tun, war von Beginn an das wesentliche Merkmal von Kirche in Not.

Spenden mit Vermerk «Ninive-Ebene/Irak» können gerichtet werden an:

www.kirche-in-not.chKirche in Not
Aide à l’Église en Détresse
Aid to the Church in Need

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Cysatstrasse 6, 6004 Luzern, Telefon 041 410 46 70
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By Louis A. Venetz

Dipl. Ing. FH in Systemtechnik